Konzert-Tipp

Jerusalem Quartet

Jerusalem Quartet

Die international gefeierten Musiker präsentieren Streichquartette von Mendelssohn und Brahms im Konzertsaal Olten.

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Beethoven - Nichts von Ruhe!

Beethoven - Nichts von Ruhe!

Konzertsaal Solothurn
Samstag, 4. Mai 19.30 Uhr
Benjamin Engeli und Vera Bauer

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«Exil und Versöhnung»

«Exil und Versöhnung»

Erleben Sie am 5. Mai das GAIA Musikfestival Abschlusskonzert in der Kirche Hilterfingen: Eine musikalische Reise durch die Schweiz mit dem Volksmusikensemble Alpinis und Werken von Schostakowitsch, Enescu und Weill.

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Kronos Quartet

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Aus Anlass ihres 50-jährigen Bestehens geht das legendäre Kronos Quartet auf ihre letzte «5 Decades Tour» - in der Schweiz live und exklusiv am 17. Mai 2024 im Volkshaus Zürich.

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Aktuelles Interview

Eldbjørg Hemsing

Eldbjørg Hemsing im aktuellen Interview.

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Elīna Garanča im Interview

Elīna Garanča

« Privat bin ich schüchtern. »

Die lettische Mezzosopranistin Elina Garanča ist die zurzeit erfolgreichste Mezzosopranistin, ein Weltstar der Oper. Der Durchbruch als Opernsängerin gelang ihr 2003 bei den Salzburger Festspielen. Sie ist mit dem Dirigenten Karel Mark Chichon verheiratet und hat zwei Töchter.

Classicpoint.net: Sie waren in Ihrer Kindheit viel bei Ihren Grosseltern auf dem Bauernhof. Können Sie uns aus dieser Zeit ein bischen erzählen? Haben Sie den Tieren vorgesungen? Was haben Sie für das Leben als Opernsängerin gelernt?
Ich bin als Kind in zwei Welten gross geworden. Über die Winterzeit, als ich Schule hatte, und da meine beide Eltern Musiker waren, habe ich Konzerte, Theater und Proben besucht. Bei uns zu Hause waren Premierenfeiern oder Empfänge. Ich habe das "Bohème" leben voll gelebt. Im Sommer war drei Monate schulfrei, und wir sind zu meinen Grosseltern aufs Land gefahren. Da habe ich das vollkommene Leben einer Bauernfamilie täglich erlebt  Unkraut jäten, ernten, Heu sammeln, Tiere füttern, aber auch sehen, wie sie geschlachtet und ausgenommen werden. Für mein jetziges Leben habe ich die Bodenständigkeit gelernt, dass man für viel Arbeit belohnt wird, dass im Leben nichts ewig ist, und dass es Dinge gibt, die wir nicht beeinflussen können. Man reagiert auf das Problem, wenn es da ist, nicht im Voraus.

Schweifen Sie manchmal bei einer Aufführung gedanklich auch ab und überlegen z.B. was Sie morgen machen müssen oder wie es den Kindern geht etc.?
(lacht) Das ist jetzt aber etwas Entlarvendes! Ich muss gestehen, ja, es ist schon vorgekommen. Ich war einmal in New York, und meine ältere Tochter hatte damals eine schwere Erkältung. Sie war knapp über ein Jahr alt, hatte Fieber und dazu kamen noch die Zähne. In der Nacht konnte sie nur halb sitzend schlafen, da der Husten so stark war, und wollte nur auf meinen Schoß. Da ist man nach einer kurzen Nacht auch auf der Bühne etwas "weg". Jetzt ist das aber nicht mehr so, weil ich ständig neues Repertoire habe, das mir sehr Spaß macht, die Kinder sind größer, und ich genieße es auf den Bühnen zu sein. Da erlaube ich mir auch, alles andere zu vergessen und nur für das Publikum, die Rolle und die Musik da zu sein. Wenn noch etwas zu erledigen ist, dann mache ich das, während ich geschminkt werde, in der Pause oder am Abend, wenn das Adrenalin noch hoch ist.

Hatten Sie schon Probleme mit Regisseuren, welche Sachen von Ihnen verlangt haben, die Sie nicht machen wollten?
Nein, wenn etwas war, das mir nicht so ganz gepasst hat, habe ich versucht es für mich passend zu machen. Ich will nicht bei allem recht haben, das wäre zu einfach. Ich brauche Hindernisse und Herausforderungen, damit mir nicht langweilig wird.

Würden Sie gerne auch selber mal Regie führen?
Ich habe lange mit dem Gedanken gespielt, aber je älter ich werde, desto unwahrscheinlicher wird es. Ich glaube, ich habe nicht die nötige Geduld dafür. Und ich weiß nicht, ob ich alles koordinieren und die notwendigen Entscheidungen treffen könnte, wenn ich unter Zeitdruck stehe, den es im Theater täglich gibt. Bei mir ist der Zwang zum Perfektionismus leider sehr stark. Als Sängerin bin ich für mich alleine verantwortlich, aber als Regisseurin... Ich weiß es nicht. Heute sage ich  ich mache etwas Anderes, wenn ich aufhöre zu singen!

Sie gehören im Moment zu den Opernsängerinnen mit der grössten Aufmerksamkeit weltweit. Wie ist es für Sie, ein Star zu sein?
Die Aufmerksamkeit ist oft sehr anstrengend, da ich privat eher schüchtern bin. Die "Garanča", die ich dann in der Öffentlichkeit spiele, ist etwas anderes. Aber auf Dauer ist es mir zu viel. Ich muss aber ehrlich sein und sagen, dass vieles viel leichter dadurch ist, dass mein Name etwas Anerkennung hat, z.B. im Restaurant, beim Arzt oder Advokaten. Wie Catherine Deneuve mal sagte, «Je berühmter man wird, desto teurer die Geschenke» (lacht). Aber ich mag privat den Teil meines Lebens, den ich inkognito leben kann.

Sie haben in der Sowjetzeit als Putzfrau gearbeitet, um etwas Essen zu haben. Hatten Sie manchmal Mühe mit der rasanten Entwicklung, die Sie erlebt haben?
Mühe nicht, aber es war manchmal überwältigend. Dazu muss man aber auch sagen, dass der Ruhm Schritt für Schritt kam und nicht über Nacht. Ich war in drei Theatern fest im Ensemble und habe mich von kleinen Partien zu großen hoch gearbeitet. Die Aufmerksamkeit und auch das Bewusstsein des Ruhmes, der Anerkennung kam langsam und stetig dazu.

Spielt es für Sie eine Rolle, welche Gesangspartner mit Ihnen auf der Bühne stehen?
Oh ja! Obwohl ich bis jetzt noch nie einen Partner gehasst habe (lacht). Aber es ist vor allem bei Proben ein Unterschied, wenn die Chemie stimmt. Bei Vorstellungen vergisst man sowieso oft, dass man auf der Bühne den Partner ansingt. Für mich wird der Kollege zur Figur  Werther, Jose, Don Carlos, Marschallin. Aber gerade bei kreativen Proben, wo man sehr oft sehr intim arbeitet und Vertrauen aufbaut, will man einen Kollegen haben, der offen zu einem ist, der nicht nur an sich selbst denkt, sondern auch für einen da ist, mit dem man szenisch vieles ausprobieren und kreieren kann. Ich will mich in meinen Partner verlieben können, egal ob Mann oder Frau. Die Seele hat kein Geschlecht.

Sie haben zwei Kinder. Hat sich Ihre Stimme nach den Schwangerschaften verändert?
Sie ist runder und etwas dunkler geworden, man könnte sagen weiblicher, reifer, aber ich musste keinen Fachwechsel vollziehen, nur mich weiterentwickeln. Es gibt zwar Sachen, die mir früher leichter gefallen sind, dafür habe ich viel Neues dazu gelernt, entdeckt oder auch entwickelt. Ich schaue grundsätzlich nicht in die Vergangenheit, sondern arbeite mit dem Jetzt und Morgen.

Sie bezeichnen sich selbst als kein Natur-Stimmwunder sondern sagen, dass Sie alles selbst erarbeitet haben. Wo würden Sie denn die entscheidenden Fortschritte festlegen, wie würden Sie Ihre Karriere in Entwicklungsstufen einteilen?
Jedes der Theater, in deren Ensembles ich war, hat mich einiges gelehrt. Durch diese Erfahrungen habe ich meine Grenzen kennengelernt und konnte mich schützen. Ich konnte mich von klein auf entwickeln und jeder von den Intendanten hat mir die Möglichkeit gegeben mich zu beweisen. Dazu kommen natürlich später die unglaublich großen Maestros, mit denen ich in Konzerten, bei CD-Aufnahmen oder Opernaufführungen zusammen musizieren durfte. Wichtige und für meine Karriere entscheidende Aufführungen waren Salzburg 2003, Cenerentola in Paris 2004, Werther in Wien 2005 und später Carmen in der MET 2009.

Was ist das Wichtigste für alle Gesangsstudenten?
Disziplin, Geduld, Intellekt, Ausdauer. Man muss sich und seine Möglichkeiten ehrlich erkennen können. Man darf nicht blind einem Lehrer vertrauen, sondern muss ein eigenes Bild vom Klang, von der Interpretation und der Musik kreieren. Dem jungen Sänger oder der jungen Sängerin muss klar sein  warum will ich diesen Beruf?

Erzählen Sie uns Ihr verrücktestes Erlebnis auf der Bühne?
Ach, da sind geplatzte Kleider und Hosen. In einer Barbiere-Vorstellung in Wien hat sich der Kollege während meiner Arie mit Sprung auf einen Stuhl hingesetzt und der Stuhl ist unter ihm wie in Zeitlupe auseinandergefallen. Alle haben gelacht und ich musste weiter singen. Bei einer anderen Vorstellung hatte ich einen Hund auf dem Arm während meiner Solo-Arie. Am Ende meiner Arie bei einem hohen Ton hat der Hund seine Schnauze in meinen weit geöffneten Mund gesteckt. Er war wohl überrascht, wo der Ton herauskommt.

Und ausserhalb der Bühne?
Da fällt mir nur eine Geschichte aus meiner Kindheit ein. Ich bin einmal mit einer Decke vom Kuhstall-Dach runtergesprungen. Ich hatte mich an allen vier Ecken festgehalten und dachte, das sei Fallschirmspringen.

Wie sieht Ihre Zukunft aus, Haben Sie Pläne, Visionen, Ziele?
Ich wünsche mir in den nächsten zehn Jahren, all die Partien zu bekommen, von den ich immer geträumt habe: Eboli, Amneris, Dido, Dalila, Kundry... Wenn ich das schaffe und diese auf den wunderschönen Bühnen der Opernwelt singen kann, dann habe ich meine Träume, meine Visionen und Ziele verwirklicht.


Interview von Florian Schär | Classicpoint.net | 1.11.2017
© Foto: Felix Broede / DG

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